Morbus Bechterew

Symptome, Ursachen und Behandlung

Beitrag von Gerd Ibele, Physiotherapeut und sektoraler Heilpraktiker. Zuletzt aktualisiert am 26.03.2020

Was ist Morbus Bechterew? Wie sehen Symptome aus? Wie kannst du Morbus Bechterew behandeln?

Zu den Symptomen
Zu den Ursachen
Behandlung

Leidest du an der Krankheit Morbus Bechterew und hast offene Fragen oder suchst Hilfe? Unsere Experten zeigen dir hier, was Morbus Bechterew ist, welche Symptome auftreten, Ursachen dafür und was du als Patient dagegen machen kannst.

Was ist Morbus Bechterew?

Der Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) ist eine Erkrankung des Achsenskeletts wozu Schädel, Wirbelsäule und Brustkorb gehören.

Vor allem betroffen ist die Wirbelsäule und ihre Verbindung zum Becken, wo die Entzündungen meistens auftreten.

Diese Entzündungen zerstören einerseits das Knochengewebe, sie können aber auch das Anwachsen von Faserknorpel zur Folge haben, der dann die Gelenkränder ersetzt.

Eine mögliche Folge ist, dass die kleinen Gelenke und Bänder der Wirbelsäule und des Beckens verknöchern, was einerseits die Beweglichkeit einschränkt, aber auch sehr schmerzhaft sein kann.

Hexenschuss

© WavebreakMediaMicro – stock.adobe.com

Der Verlauf kann sehr variabel sein, eine erbliche Komponente ist vorhanden.

Die Erkrankung kommt in Mitteleuropa bei ca. 0,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vor, meist zwischen dem 15. und dem 40. Lebensjahr, Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen.

In Deutschland leiden etwa 350.000 Menschen in irgend einer Form an dieser Krankheit.

Symptome: Wie äußert sich Morbus Bechterew?

Morbus Bechterew ist ein chronisches Leiden und manifestiert sich sehr oft in Schüben.

Die Betroffen erleben somit Phasen mit teils sehr starken Beschwerden als Schub und auch Zeiten mit wenigen oder gar keinen Beschwerden.

Die Krankheit ist fortschreitend, die Wirbelsäule kann versteifen und sich verformen.

Hauptsymptome sind tiefsitzende Rückenschmerzen, nächtliche Schmerzen, vor allem in der zweiten Nachthälfte und den frühen Morgenstunden. Weiter kennzeichnend ist Morgensteifigkeit.

Die Schmerzen strahlen von den Kreuz-Darmbeingelenken aus ins Gesäß und in beide Oberschenkel. Der Schmerz kann auch die Seiten wechseln und klingt im Verlauf des Tages und durch Bewegung wieder ab.

 

Typisch an der Erkrankung ist der schleichende Beginn. Der Schmerz tritt nicht akut auf, sondern ist über Wochen und Monate langsam zunehmend.

Häufige Frühzeichen können sein: Schmerzen in der Ferse, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Hüft-, Knie- und Schulterschmerzen.

Über die Jahre verändern sich dadurch die Bewegungen und auch die Körperhaltung.

Der untere Teil der Wirbelsäule flacht meist ab während sich die Brustwirbelsäule zunehmend krümmt. Dies hat zur Folge, dass sich der Hals streckt und sich die Hüft- und Kniegelenke beugen, was wiederum eine eingeschränkte Beweglichkeit dieser Gelenke bewirkt.

Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen treten außerhalb der Gelenke weitere Entzündungen im Körper auf. Vorkommen können diese an den Augen, am Magen-Darm-Trakt, an den Nieren und am Herzen. Mögliche Folgen können Sehstörungen und Herzrhythmusstörungen sein, daher müssen solche Entzündungsreaktionen unbedingt abgeklärt werden.

Ebenfalls vorhanden, oder dem Krankheitsbild vorausgehend kann eine Arthritis in Hüft-, Schulter- und Kniegelenk sein.

 

Bei vielen Patienten tritt auch eine verringerte Knochendichte oder sogar ein Knochenschwund (Osteoporose) auf.

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Ursachen und Entstehung: Wodurch entsteht Morbus Bechterew?

Die Ursachen sind bisher nicht geklärt, es wird eine genetische Disposition vermutet und eine Fehlfunktion des Immunsystems.

Da oft mehrere Mitglieder einer Familie daran erkranken, geht man davon aus, dass es eine genetische Veranlagung gibt.

Tatsächlich findet man bei etwa 90 Prozent der Patienten positive HLA-B27 Antikörper.

Dies sind spezielle Proteine, die auf der Oberfläche bestimmter Immunzellen vorkommen und Krankheitserreger erkennen und abwehren sollen.

Sind diese Antiköprer positiv, können diese Proteine manche Erreger nicht abwehren, was zur Folge hat, dass das Immunsystem stärker reagieren muss, um sie bekämpfen zu können.

Als Reaktion darauf treten chronische Entzündungen vor allem der Wirbel und Beckenknochen auf.

Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft muss eine Infektion mit einer erblichen Veranlagung zusammenkommen, um einen Morbus Bechterew zu verursachen.

Möglich ist aber auch, dass die Erkrankung aus einer reaktiven Arthritis hervorgeht. Das ist eine Entzündung der Gelenke, als Folge einer Infektion im Körper, beispielsweise eine Infektion er Atemwege oder der Harnwege.

Es ist nicht bekannt, ob weitere Faktoren wie körperliche Belastung, Kälte, Nässe oder psychische Einflüsse den Ausbruch fördern, oder ob sie nur den Verlauf erschweren.

Hier findest du Übungen

bei Rückenschmerzen.

Übungen bei Rückenschmerzen
rueckenschmerzen

Morbus Bechterew Behandlung

Wie wird Morbus Bechterew behandelt?

Bei einer optimalen Therapie arbeiten die Fachärzte, die Therapeuten und auch der Patient selber eng zusammen.

Abhängig von Schweregrad, der Krankheitsaktivität und dem Fortschritt der Erkrankung wird ein individueller auf den Patienten zugeschnittener Behandlungsplan ausgearbeitet.

Die Krankheit ist nicht heilbar, die Symptome können aber mit Medikamenten und Physiotherapie gut behandelt werden.

Durch einen stationären Aufenthalt in einer Rheumaklinik kann eine intensive Behandlung erfolgen.

Wird die Therapie konsequent befolgt und umgesetzt, kann die Krankheit positiv beeinflusst und die Lebensqualität gut erhalten werden.

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die am besten ineinander übergreifen:

Medikamente

Sie sollen vor allem die Entzündung, die Schmerzen und dadurch die Versteifung reduzieren.

Verwendet werden meist entzündungshemmende Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), beispielsweise Ibuprofen.

Da diese Medikamente aber die Magenschleimhaut angreifen, sollte begleitend ein magenschützendes Medikament eingenommen werden.

Liegt ein akuter Schub vor oder sind die Schmerzen besonders stark, kann Kortison in die betroffene Region gespritzt werden.

Bei ganz schweren Verläufen, die nicht anders kontrollierbar sind, können als Reservemittel sogenannte Biologicals verwendet werden, die allerdings das Immunsystem schwächen können.

Medikamente haben leider oft unerwünschte Nebenwirkungen, trotzdem kann nicht ganz auf sie verzichtet werden. Ihr Einsatz soll daher minimal erfolgen.

Sonstige therapeutische Maßnahmen und Physiotherapie

Ein wichtiger Bestandteil der Therapie sind Physiotherapie und Krankengymnastik. Es sollte möglichst sofort nach der Diagnose damit begonnen werden. Diese Behandlungen verbessern zum einen die Lebensqualität und können das Voranschreiten der Krankheit einschränken.

Es ist sehr wichtig lebenslang und konsequent die Haltung, Kondition und Bewegungsfähigkeit zu trainieren, um eine Versteifung der Wirbelsäule möglichst zu verhindern oder sie zumindest möglichst lange herauszuzögern.

Für die Übungen muss man sich Zeit nehmen, bequeme Kleidung ist ausreichend.

Schmerzen verursachen sollen sie allerdings nicht.

Vor den Übungen sollte der Körper erst aufgewärmt werden, um ihn auf die Belastung vorzubereiten und auch um Verletzungen zu vermeiden.

Mobilisierungsübungen sollen die Beweglichkeit erhalten und die Muskeln, Sehen und Gelenke stimulieren. So können kleine Muskeln gekräftigt werden, was die Wirbelsäule mehr stabilisiert.

Im Vordergrund stehen die Mobilisierung der Wirbelsäule und des Brustkorbs.

Vor allem zu Beginn der Erkrankung kann mit Kräftigung einer Versteifung entgegengewirkt werden.

Wichtig sind die Kräftigung von Schulter, Schultergürtel und Rücken aber auch die Kräftigung von Oberschenkel, Hüftstrecker und Rückenstrecker sollte nicht vernachlässigt werden.

Dehnübungen können das Risiko für Verletzungen einschränken, die Beweglichkeit verbessern und die Regeneration fördern. Auch kann damit einer Muskelverkürzung entgegengewirkt werden.

Es gibt dafür spezielle Übungen.

Hier findest du Rückenübungen

Zu den Rückenübungen Zu den Übungen

Gesunder Lebensstil

Durch Bewegung und gesunde Ernährung kann der Verlauf der Erkrankung positiv beeinflusst werden, wobei Bewegung wahrscheinliche die wichtigste Komponente der Behandlung ist.

Gymnastik, Rad fahren, Spazierengehen, Schwimmen, Nordic Walking und andere Sportarten sowie gezielte Übungen zur Kräftigung können die Beweglichkeit der Betroffenen gut erhalten.

Sie unterstützen auch das Aufrichten der Wirbelsäule.

Weiter spielt die Ernährung eine wichtige Rolle.

Bekannt ist, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren, hauptsächlich in Schweinefleisch enthalten, Entzündungen in den Gelenken fördern.

Omega-3-Fettsäuren, in Fisch, Lein- und Rapsöl enthalten können Entzündungen hemmen.

Empfohlen wird daher eine fleischarme Ernährung mit viel Obst, Fisch, pflanzlichen Fetten und fettreduzierten Milchprodukten.

Auf Rauchen sollte ganz verzichtet werden, Alkohol sollte nur reduziert konsumiert werden.

Für optimale Ergebnisse einer Therapie ist aber vor allem die Mitarbeit des Patienten erforderlich.

Vor allem konsequente und gewissenhafte Krankengymnastik und ein gesunder Lebensstil sind die Voraussetzungen dafür, dass ernsthafte Verkrümmungen der Wirbelsäule in den meisten Fällen verhindert werden können.

Auch darf die psychische Komponente nicht unterschätzt werden, eine positive Lebenseinstellung fördert den Therapieerfolg.

Operation

Vor allem im späten Stadium der Erkrankung kann die gesamte Wirbelsäule verknöchert und stark deformiert sein. Es kann sich ein starker Buckel entwickeln, der zur Folge hat, dass sich der Patient nicht mehr richtig aufrichten kann, was auch das Blickfeld und die Blickrichtung einschränkt.

Wird durch die chronische Entzündung zum Beispiel das Hüftgelenk so stark beschädigt, kann es durch eine Prothese ersetzt werden.

Eine zu instabil gewordene Halswirbelsäule kann operativ versteift werden.

Es können Knochenkeile operativ entfernt werden, wodurch die sich krümmende Wirbelsäue wieder aufgerichtet werden kann.

Die Wirbelsäule kann auch mit Hilfe von Drähten, Schrauben und Nägeln wieder aufgerichtet werden.

Jede Operation birgt aber auch Risiken und sollte nur nach sorgfältiger Abwägung erfolgen.

Häufig gestellte Fragen

Alles zum Thema Morbus Bechterew

Morbus Bechterew ist nicht heilbar, die Symptome können aber mit Medikamenten und Physiotherapie gut behandelt werden.

Durch einen stationären Aufenthalt in einer Rheumaklinik kann eine intensive Behandlung erfolgen.

Wird die Therapie konsequent befolgt und umgesetzt, kann die Krankheit positiv beeinflusst und die Lebensqualität gut erhalten werden.

Mehr dazu findest du hier: Morbus Bechterew Behandlung

Sehr häufig fällt von Betroffenen die Frage: „Wie ist die Lebenserwartung bei Morbus Bechterew Patienten?“

Morbus Bechterew beeinfluss nicht Ihre Lebenserwartung. Diese ist wie bei nicht erkrankten Personen gleich. 

 

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen!

Gerd Ibele

Physiotherapeut und sektoraler Heilpraktiker

Gerd ist bei OPT zuständig für Inhalte wie Videos und Artikel. Als Physiotherapeut arbeitet er seit über 20 Jahren in seiner eigenen Praxis. Seine Behandlungsschwerpunkte liegen überwiegend im orthopädischen und chirurgischen Bereich.

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